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Kleiner Auszug aus dem Krimi "Der Tod spielt mit"

In der Ecke der Zaunabgrenzung ragte ein etwas höherer Baumstumpf aus dem Boden. Es war ein Leichtes, das Hindernis zu überklettern. Die Wiese war menschenleer, auch weiter vorne, bei den Gebäuden, war niemand mehr zu erblicken.

„Komm, zieh dich aus, bevor die Nachtkühle kommt“, forderte er sie auf. Er selbst hatte sich seines Leibchens und Hose entledigt und stand nackt da.

Bei einem Schwulen ist es sicher ungefährlich, dachte Maria und zog sich ebenfalls aus.

Ein leichter Windhauch rollte kleine Wellen an den Strand, leises Glucksen war das einzige Geräusch. Nur das Summen der nahen Autobahn war noch zu hören.  Das Wasser war doch merklich kühl, fand sie, als sie ihren Fuß eintauchte. Aber der Mann kannte keine Gnade. Er nahm sie an der Hand und riss sie mit, als er mit lautem Schrei ins Wasser lief.

Nach dem ersten Schock war es ganz angenehm, sich treiben zu lassen, herum zu plantschen. Der Mann hatte sich mit kräftigen Schwimmstößen von ihr entfernt und sie versuchte gar nicht, ihm zu folgen. Ihr fehlte die Übung und sie spürte, als das Wasser tiefer wurde, eine Kälte in ihr aufsteigen.

„Ich dreh um!“, rief sie und versuchte, schnellstens das Ufer zu erreichen.

„Na gut, ich komme auch gleich.“

Seltsam, sie fühlte keine Kälte, als sie aus dem Wasser stieg. Eher eine angenehm erregende Wärme. Trotzdem wollte sie sich abtrocknen, mit einer Erkältung war nicht zu spaßen.

„Warte!“, rief der Mann, „ich hab was für dich.“ Spritzend lief er aus dem Wasser und holte aus seiner Tasche ein Handtuch hervor. Sie rieb sich schnell ab. Er tat es ihr gleich, dann breitete er das Tuch im Gras aus und legte sich drauf.

„Aah, ist das nicht herrlich?“, stöhnte er und grinste glücklich.

 „Ja!“, sagte sie, „schön und ein bisschen verrückt. Aber jetzt etwas anderes. Bist du Martin Helmer?“

Doch der Mann lag nur da, die Augen geschlossen und lächelte.

Sie setzte sich auf seinen Bauch, seine Arme fesselte sie mit ihren Knien an den Körper. „Es ist sehr wichtig für mich. Bist du Martin Helmer?“

Er nickte, oder? Jedenfalls wollte er nicht sprechen. Dafür spürte sie, dass er eine Erektion bekam. War es überhaupt möglich, dass ein Schwuler bei körperlichem Kontakt mit einer nackten Frau erregt wurde?

Eigentlich war es ihr egal. Er hatte genickt, also war er es. Sie zog ihre Tasche näher und erzählte ihm ihre Geschichte.

„… und meiner Rache kannst du deswegen nicht entgehen“, endete sie und setzte ihren Dolch an.

Er riss die Augen auf, der Oberkörper schnellte hoch, dann war es vorbei. Sie vollendete das Ritual, indem sie seine Hände faltete und den abgeschnittenen Penis hinein steckte.

Mittlerweile war es stockdunkel geworden. Als sie im See Hände und Dolch abgewaschen hatte, stolperte sie über den toten Körper.

Ein kalter Wind strich über das Wasser und blitzte es da nicht weit hinten? Ihr fröstelte mit einem Mal, schnell zog sie sich an und tappte vorsichtig zum Zaun. Sie musste rasch zum Hotel und ins Bett, sich wärmen, denn ein Schnupfen war nicht eingeplant.